Umweltexpertin MdB Eva Bulling-Schröter informiert sich über geplantes Pumpspeicherkraftwerk

Im Spagat zwischen Umwelt und erneuerbarer Energie

MdB Eva Bulling-Schröter informierte sich für die LINKE über das Energiespeicherwerk Riedl

Eva Bulling-Schröter, Umweltpolitische Sprecherin der LINKEN im Deutschen Bundestag undVorsitzende des Parlamentarischen Ausschusses für Umwelt Naturschutz und Reaktorsicherheit,hat sich am Freitag während einer ganztägigen Exkursion in Passau und UmgebungInformationen über das Für und Wider von sogenannten Pumpspeicherwerken eingeholt, die aufdem angestrebten Weg zu einem hundertprozentigen Anteil erneuerbarer Energien bis 2050 ander Stromversorgung eine wichtige Rolle spielen könnten. Ein unverrückbares Ziel der LINKEN. Dazu besuchte die Abgeordnete das Kraftwerk Jochenstein und ließ sich dort von namhaftenVertretern des Betreiber-Unternehmens über die baulichen und finanziellen Dimensionen desProjekts „Energiespeicherwerk Riedl“ eingehend informieren. Als kritische Stimme dazu hörtedie Umweltpolitikerin am Nachmittag die Meinung von Karl Haberzettl, 1. Vorsitzender desökologischen Zentrums Passau Stelzlhof (auch Dependance des Bund Naturschutz), der gegendas 350-Millionen-Projekt „Riedl“ erhebliche Umweltbedenken geltend macht. Pumpspeicherwerke sind – inzwischen weithin anerkannt – die bisher effizienteste Möglichkeit,elektrische Energie in großem Umfang quasi zu bunkern. Das ist die glänzende Seite derMedaille. Die andere: Mit dem Bau solcher Anlagen sind fast immer empfindliche Eingriffe indie Natur, also Landschaft und bestehende unverzichtbare Ökosysteme verbunden. Und darumgeht es auch bei den Auseinandersetzungen um den geplanten Energiespeicher Riedl oberhalbdes Donaukraftwerkes Jochenstein. Es soll nach dem Willen der Betreiber in vier Jahren fertigsein und in einer Talsenke unterhalb von Gottsdorf für eine Wasserfläche von 24 Hektar angelegtwerden. Aus diesem Speicher soll das hoch gepumpte Wasser – 100 Kubikmeter in der Sekunde– 350 Meter in Richtung Turbine zu Tale stürzen. Der Haken, das Projekt berührt sehr vielewunde Punkte in und um ein anerkanntes Naturschutzgebiet. Die Betreiber machen geltend, dasses keine oberirdischen Baumaßnahmen gebe und naturnahe Gestaltung absolute Priorität habe.Es sollen neue Biotope entstehen sowie Rad- und Fußwege. Auf Flora und Fauna werde größteRücksicht genommen. In allen Bauphasen sei in Dialog und Transparenz Bürgerbeteiligunggegeben. Alles in allem beruhe das gesamte Projekt mit nur geringen Eingriffen auf einem „sehrruhigen Konzept“. Viele Bedenken seien geschwunden, „die Wunden in der Landschaft sindheilbar“. Anders dagegen Karl Haberzettl im Namen des Naturschutzes. Er verweist auf die ganzspezielle Fauna und Flora der Donauhänge (etwa Äskulap Natter, seltene Schmetterlinge,Eidechsen usw.), die durch den Betrieb eine Pumpspeicherwerkes in einem ökologisch derartsensiblen Gebiet ihren Lebensraum verlieren würden. Obwohl er gegen das Prinzip vonPumpspeicherwerken prinzipiell nichts einzuwenden habe, müsse natürlich die Abwägung derdadurch entstehenden Schäden an der Natur im Vordergrund stehen. Beim Projekt Riedl sei keinUnterbecken vorgesehen. Das abgelassene Wasser ergieße sich mit großer Wucht in die Donau,was zu unabsehbaren Folgen in der Flussfauna führen könne. Auch die massive Wasserentnahmeaus dem Fluss wird nach Ansicht des Naturschützers schädliche Auswirkungen auf dieLaichbestände der Fische haben. Nachteilige Folgen für den Wasserhaushalt seien gar nichtabsehbar. Für Haberzettl ist der mit dem Projekt Riedl verbundene Schaden an der Natur nichtauszugleichen. Er zitierte eine Stellungnahme des Umweltbundesamtes: „Pumpspeicherwerke ja,aber nicht in sensiblen Gebieten“. Eva Bulling-Schröter resümierte unter dem Eindruck der gegensätzlichen Positionen, dass imHinblick auf den Verzicht von Atomkraft alternative Energien und Vorhaltmöglichkeitenunverzichtbar seien. „Ich weiß, dass das ein Spagat zwischen Umwelt und Energiebedarf ist.“Man dürfe aber dennoch nichts außer acht lassen, um neue Möglichkeiten der umweltgerechtenStromgewinnung zu erschließen. Bei Pumpspeicherwerke müsse selbstverständlich derenUmweltverträglichkeit von Fall zu Fall unter strengsten Bedingungen auf den Prüfstand gestelltwerden. Eine pauschale Verdammung dieser Technik nutze vorerst niemanden.